Erinnerungen werden über die Jahre immer fiktionaler. Die Fantasie verwebt tatsächlich Erlebtes mit zahlreichen anderen Geschichten. Um dennoch Belege zu haben, woran wir unsere Wahrheit festmachen können, fotografieren – resp. knipsen – wir unseren Alltag, oder was wir für besondere Momente halten und legen diese Fotografien in Alben ad acta. Jedenfalls haben dies unsere Eltern getan. Im Zuge einer grundsätzlichen Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit blättert man zwangsläufig irgendwann wieder in diesen Alben und findet sich nackt in der Badewanne, pustend vor Geburtstagstorten und auf zahlreichen Familienausflügen wieder. Der Widerspruch zwischen der Erinnerung und ihrem Abbild ist oft riesig. Die Fotos haben über die Jahre ein Eigenleben entwickelt und fühlen sich fremd an. Trotzdem konstruiert man einen grossen Teil seiner Erinnerung anhand dieser Fotoalben. Man lernt mit dem Nebel leben, der sich darüber gelegt hat.
Nicola van Zijl trifft mit der Serie Ausflug das Innerste dieser Auseinandersetzung. Sie fotografierte zahlreiche alte Bilder aus Alben - allerdings durch das schützende, spinnwebenartige Seidenpapier, welches zwischen den einzelnen Seiten das Zusammenkleben der Bilder verhindert. Das Resultat betört. Die ohnehin schon nostalgisch anmutenden quadratischen Fotografien entwickeln
durch den Schleier – man kann es nicht anders ausdrücken – eine berührende Poesie.

(Text: Urs Küenzi)